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PHYSIOLOGISCHE HEILKUNDE, UNTER M.ITWIRKUNG VON

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& W. GRIESINGER, W. ROSER UND C. A. WUNDERLICH HERAUSGEGEDEN ZU TUBINGEN

von

K. V I E R 0 R D T.

JAIIRGANG 1856. Mit drei Tafcln Abbildungen .

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Physiologische Mittheilungen.

jemals durch den Druck auf das Auge. Ich suchte die Erscheinung auf's Aufmerksamste festzuhalten, die Gefasse verschwanden aber nach 2-3 :Minuten, dafiir traten iiberraschend deutlich einzelnc wenigen Blutstromchcn auf und zwar besonders solche, in welch en bloss e in e Reihe von Blutkorperchen hinter einander sich bewegten. Die letzteren erschienen mir auffallend gross, ungefahr wie bei lOOmaligcr Vergrosserung, unter deutlichcn Umrissen und gelblich gefiirbt. Am darauffolgenden Morgen, unmittelbar nach dcm Erwachen, hatte ich den Anblick nocb einmal; seitdem zwar niemals mit derselben Deutlichkeit, wohl aber habe ich von nun an, cinmal auf das Phiinomcn aufmerksam gcworden, wenn ich die Augen schliesse, fast sogleich in dcr Mehrzahl dcr Faile im dunklen oder halbdunklcn (wenn im sonst hellen Zimmer beobachtet wird) Scbattenfeld , den ganz sch wachen Eindruck einzelner Stromcben. Dieseluen konn en bci fortgesetzter Aufmerksamkeit einigermasscn deutlichcr werden und es tauchen mancbmal Momente auf, in welchen cinzelnc Stromchen recht anscbaulich vorh:mden sind. Di esc Erscheinung , wobci (in den im Dunkeln angestellten V crsuchcn) das objective Licht ausgescblossen bleibt, spoltet jedcm ErkHirungsvcrsuch und man mochte fast vermuthen, dass wir es bier mit ciner cigenthiimlichen Qualitiit der empfindendcn Retina Zll thun haben; das Phanomcn kann unmoglich auf gewohnlicbc Druckwirkungen zuriickgefiihrt werden. Die Bcobachtung des Stromens des Elutes in den Netzhautgefiissen selzt, wic so viele physiologisch-optischen Experim cnlc, anhaltcndc Ucbung voraus. Die r u r k i nj e'sche Adcrligu1·, die mir, wic oben bcmerkt, so schnell gclingt, konnte ich bci mcincn ersten Bemiihungcn nur sehr schwer und unbefriedigend wahrnehmen und so ist cs aueh mit unserem Phanomen; ich cmpfchle desshalb derijcnigcn, welche nur wenige Versuche tiber die Binnenphanomene des Auges angestellt baben, gehorigc Ausdauer, um cine Erscheinung beraufzufordcrn, welche flir den Beo bachter iiberaus reizend und wissensehaftlich hochst lohnend ist. Nirgends mehr als hier gilt die Regel, dass man das Sehen erst erlcrnen mtisse.

Von K. Yierordt.

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2. Die Spannung des Arterienblutes in der Aethernnd Chloroform-Narkose. f

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Ein niiheres Studium der Verhaltnisse des Kreislaufes, mittelst aller zustiindigcn physiologischcn Hillfsmittel, in der dureh Anlisthctica bewirkten Narkose ist namentlich auch als Beitrag zur Aufhellung der toxischen Wirkungen dieser Mittel von Werth. In der, unter B i d de r 's Leitung geschricbenen Disser~a­ tion von Len z: Exp. de ratione inter pulsus frequentiam, sanguinis pressionem ct sanguinis fluentis celeritatem , Dorpat 1853, sind unter anderem 2 Versucbe mitgetheilt iiber die Wirkungen der Chloroforminjcction in den Magen von Kalbern. Es ergab sich cine jedoch nur geringe Abnahme dcr arteriellen Blutspannung, dagegen cine bedeutende Verlangsarnung des Stromens und in der vollen Narkosc cin vollstandigcs Aufhoren dcr Respirationseinfliisse auf die Blutspannung, in der Art, dass die schr niederen, untcr sich sehr glcichen .Pulswellen, dcren Frequenz keine wesentliche Veranderung erlitten, in geradcr horizontalcr Linie auf das Kymographion sich verzeichncteu. Ein weiterer Einzelversuch iiber den arteriellen Blutdruck des Hundes nach der Chloroforroinhalation licgt vor von Dr. Brunner (Henle's und Pfe11ffer's Zcitschr. 1855), in welchem jedocb das Chloroform absichtlich in lethaler Dose angewandt wurde, urn moglichst geringe artcrielle Blutspannungen zu erziclcn. Dcr Druck sank successiv bei jeder neuen Inhalation, nach der drittcn auf 65 M.M. Hg., cr betrug im Augenbli ck des Todcs circa 7 M.M. Dr. J o h. G a I I bcschreibt in cincr unHingst iiber diesen Gegenstand crschicncncn Di ssertation einc Anzahl von im hieeigen physiologischcn Institut an Hunden angcstclltcr Versuche. Diese Thicre eigncn sich ganz bcsonders, urn die Chloroform- etc. wirkungen nach allen ihren Moclificationcn kcnnen zu lernen, indem sie in Einzelfallcn unerwartcte, rasche lethale Ausgiinge bicten, wiihrend gcwisse Thiere den Anasthetiea eine Art Widerstand entgegcnsetzen. Das Beobachtungsmaterial besteht aus 4 Aetherinhalationen , 2 Chloroforroinbalationcn , 2 Chloroforminjectionen in den Mastdarm und 3 uncrwartct lethalen Fallen, samrotlichc hcrrlihrcnd von Inhalation des Chloroforms.

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Physiologischc :'IIitth eilungen .

In Folgcndem stellc ich die Hauptrcsultate der Ga II 'schen Dissertation kurz zusammen. 1) A ether in h a I at i o n en. Dcr mittlere norm ale arterielle Blutdruck betrug 127 M.lVL (es sei bcmerkt, dass in der Regel die Cruralis, seltener die Carotis gcw~lhlt wurde); die Differenzcn des hochsten und 11iedersten Druckes im Durchschnitt 50 M.M., also anniihernd 40 °/0 des Mitteldruckcs. · llcim Bcginn dcr Inhalation stcigt, da die Thicre beunruhigt werden und intcnsiver athmcn, die Blutspannung ohnc Ausnahme; der Mitteldruck ist jetzt 17 2 , die Differcnzen der hochsten und n iedcrsten Stan de im Mittel 7 6 M.M. , also erhalten wir stiLrkerc absolute Schwankungen als in der Norm, die in Proccntcn des jetzigcn J\litteldruckes 43 % ausmacben. Di esc Zunaluuc des l..llutdruckcs beim Beginn der Inhalation tritt bald friiher, lwld spatcr ein. Gleichzeitig mit <.leu Symptomen s tarkerer Narkose sinkt die Blutspannung uncl zwar im Durchschnitt aus 3 Versuchcn auf 9 6 M.M. Mitteldruck, also ist das Sink en wi.ihrend der Narkose etwas gcringcr als das Stcigen zu Anfang dcr Inhalation. nel auiTallcnuer sind abcr in dicscm l\:[omentc die gcringen Difrerenzen zwischen den hochsten und den niedersten Oriicken, sic bctragen in 2 Fallen bloss 1 und 3 M.H., also durehschnittlich bloss 2 OJo des jctzigcn Mitteldruckcs. Dicsc l!:rsclieiuung ist die Folge dcr unausgiebigcn Karnmcrsystolcn Wit! tl cr jctzt nm minimcn Athcmbewcgungeu. Die graphiscl1 verzei chnctcn PuiHwcll cn licgcn jetzt - wie bei Len z - in eiucr horizontalcn Lini c. Wiu crs tclit abcr das Thier dcr Aethcnvirkung Lis zu einem gcwisscn Urad , dann ist vorzugswcisc vorhandcn die Spannungszunahme des .t\rtcricublutcs untl nur voriibcrgcl1end cine . geringc Drnckaunahmc. Wird der Aethcr 2mal hintcrcinander inhalirt, doch so dass in der Pause das Thier wicdcr etwas sich erholcn kann, so steigt mit der neuen Applicatiou der nlnt
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Von .K. Vicrordt.

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Herz- und Athemeinfliisse die Differeuzen der hochsten und niedersten Staude 'vieder grosser. Die Puisfrequenz zeigt nichts Constantes; die Grosse der Blutwellen wachst in der ersten Zeit nach der Inhalation, nimint aber bedeutend ab (sclbst bis auf 1/ 10 der vorherigen nonnalen Grosse) im Zustand der sUirksten Narkose. Von Inhalationen des 2) Chloroforminhalation. Chloroforms ohne tOdtlichen Ausgang licgen bloss 2 Fiille vor, von welchen nur der cine starke Narkose zcigte; zur Charakteristik der Wirkung konncn jedoch auch die iibrigeu Faile mit beuiitzt werden. Der·Blutdruck steigt auch bier anfangs, worauf, wie es scheint, schneller uud in hoherem Grade als bei Aetherinhalationen, cin Sin ken nachfolgt. Outer Umstanden (s. die Rubrik , lethale Faile" ) kann das anflingliche Steigen auch fehlen , dcr arterielle Blutdruck sinkt sogleich. Die iibrigen Erseheinungcn schliessen sich im W esentlichen an die Actberwirkungen an. 3) Chloroforminjectionen in den Mastdarm. In dem einen Versuch zeigte sich anfangs cine, jedoch nur uubcdeutendc Zunahme des Blutdruckes mit spaterer ebenfaJJ.g nur gcringen Abnahme. Im zweiten Versuch aber sank der Blutdruck soglcich (von 120 M.M. normales Mittel auf 100 M.M. Mittel). Sieber ist, dass diese Applicationsmethode einc gcringere Abnahme der Pulsgrossen und del: Blutdriicke setzt, als das Inhaliren des Chloroforms. Ebenso sirid die Respirationswirkungen minder bceintrachtigt , man erhiilt also bei dieser Narkose grosserc Diffcrenzen zwischen den hochsten und niedersten Standeu. Len z allcrdings crreichte ein vollstandigcs Aufgehobcnscin dcr Re!-< pirationswirkungen auf den Blutdruck und minimc Pulsgrossen, cr injicirtc jcdoch das Mittel in den Magen und vicllcicht crklarcn auch seine V ersuchsobjecte (Kalber) die von ibm erhaltcn eu starkcrcn Chloroformcinwirkungen. 4) Todtlich gcwordcnc Chloroforminhalatio n e n. Durch Zufall kamen 3 solchc Faile vor, die natiirlicb schr crwiinscht waren fiir die vorliegenden Untersuchungen. In dem crstcn Fall traten fast im Moment der bcginncndcn Inhalation auffallend starke und sehr schnell wechselnde Schwankungen der Hg.sliule cin, sehr bedeutende Ticfstandc wechseind mit HohensULnden bi s zu 1 !.JO M.M. (normaics Mittel 140).

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Physiologischc

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Dass iibrigens diese so schnell eintretenden Schwankungen den wirklichen Spannungscurven nur ganz entfernt entsprechen konnen, dass sie namentlich vie! grosser ausfallen miissen als der Natur entspricht, das leuchtet J edem ein, der den gerade bier besonders schiidlich werdenden Einfluss der Eigenschwingungen des Quecksilbers naher erwiigt. Wcnigc Augenblicke spiiter folgte ein successivcs , in der Agonie immer starker werdcndes Sinken, auf 20 M.M. und endlich 10 M.M. Bemerkenswerth ist, dass dicses Thier 14 Tage vorhcr der Aetherinhalationswirkung auffallend widcrstanden hatte. lm zweiten Fall sank der Blutdruck wenige Secundcn nach Beginn der Inhalation bcdeuteud, namlich von 160 M.M. normal em .1\Iitteldruck (1 98 Maximum, 130 Minimum) auf 55 M.M. Mittcldruck, mit Variationen zwischen 80 und 40 M.M. ('!, bis n;4 Minuten nach Beginn der Inhalation). 45 bis 70 Secunden nach Beginn dcr Inhalation wieder etwas Zunahme des Mittcldrucks, niimlich 80 M.M., 93 Max., 7 5 Min. In der Zeit 70-80 Secunden Mitteldruck 30 M.M. Die Selbstregistrirung wurde dann durch Aufsteigen von etwas Hg. neben dem Schwimmer unterbrochen. Der drittc Fall endlich ist charakteristisch durch ein enormes Sinkcn, 4-8 Secunden nach der Inhalation, von 140 M.M. Mitteldruck (mit den Grenzwerthen 160 und 124) auf 40 M.M.; darauf 8-12 Sccunden ein enormes Steigen: 200 M.M. Mitteldruck; dann cin successives Fallen: 17 0 M.M. Mittcldruck (12-16 Sccundcn) , 120 (16-20 Secunden) mit ziemlich bedcutenden Pulsgrosscn, 80 M.M. (20-24 Secunden), 66 M.M. bei llcginn der Agonie mit gcringen Druckvariationen und fehlcnden Athernwirkungcn. \Vciter wurde die Beobachtung nicht fortgesctzt. Wir wollen aus dicsen Ergebnissen noch einige praktischen Folgerungen zieben. Die Anasthetica, auf wclchem W cge sie auch einverleibt wcrden mogcn, bcwirken, wenn sic nach nicht zu Ianger Pause nochmals angewandt wcrdcn , cine sti:irkerc Verminderung des artericllen Blutdruckcs als da<; crste Mal. Dcr Acther sctzt cntschiedcn geringere 1\lterationen des Krcislanfsapparates , als das Chloroform. Die viel geringcrc Schlidlichkeit des Aethers is t durch die Praxis constatirt, trotzdcm ist dcrsclbe fast ganz verlassen worden . Ich kann bin-

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Von K. Vierordt.

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zufiigen, dass mir · bei vielen Aetherinhalatiohen noch kein Thier zu Grunde gegangen ist, wahrend Chloroform- nicht ga.n z ,. , ,~ selten todtlich wirkte. Obschon im Allgemeinen an die Narkosenwirkungen ·der Anasthetica eine Abnahme der arteriellen Blutspannung und die sonstigen , oben erwahntcn Kreislaufsstorungen gebuuden sind, so zeigt doch die V ergleichung dcr Einzclfalle, dass die Intensitiit der Narkose in keinem nothwl'ndigen Zusammenhang stebt mit der Stark'e der Alterationcn der Kreislaufscrscheinungen. Ein fiir praktische Zwecke vollkommen ausreichender Grad der Aniisthesie ist in der That moglich bei zugleich nur unbedeutenden Alterationen der normalen Blutspannung. Die Kreislaufsstorungen sind somit nur Nebenwirkungen und zwar, wenn sie in hoherem Grade eingreifen , uuerwiinschte Nebenwirkungen bei der Anwendnng der Aniisthetica zu thcrapeutischen Zwecken. · Die Einverleibung dcr Anasthetica, namentlich des Chloroforms, auf anderem Wege nls durch die Lungen setzt mindcr tief eingreifende Kreislaufstorungcn , die deprimircnden Wirkungen trcten allmahliger und ohnc vorhergehende sUirkere Aufrcgung ein; diese Methode kann mit vollem Recht als diejenige bezeichnet werdeu, welcbe die Gefahrlichkeit des Chloroforms vollig oder jedoch mindestens grosstcntheils bcseitigt' dabci abcr immer eine ftir praktische Zwccke vollkommen geniigende Narkose h'rbeift.ihrt, wie bekanntlich mehrere Cbirurgcn (Pi r ogofft so vie! ich weiss, zuerst) gefunden haben. Die Ursache der so differenten Wirkungen der Inhalations- und. Injectionsmethode ist klar. Die Lungen niimlich bieten cine onorme Absorptionsfliiche dar im Gegensatz zu dem Magen und dem Mastdarm. In der That erreicht man auf keine Weise Schneller Vergiftungssymptome als durch Einspritzung von Giften in die Trachea. Injicire ich einem Kanincben Strychninlosung in cine Oeffnung der Trachea, so tritt dcr Tetanus unglaublich schnell, fast momentan ein, sehr merklich schneller, als wenn ich die Injection in die Drosselader odcr irgendwo sonst vornehme. Olfenbar ist der allzu schnelle Uebergang des Chloroform in ·den Organismus gefahrlich , desshalb die Hingst giiltigc Vorschrift, das Mittel mit vie! atmospharischer Luft vermischt, also relativ moglichst Iangsam inhaliren zu lassen. Oer Magen ist eine fi.ir praktischc Zwecke ungecignete

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Physiologische Mittheilungen.

Lokalitat, der Mastdarm dagegen eignet sich urn so besser zur Injection. In vielen Fallen, wenn namlich der Kranke nicht etwa durch Drangen einen Theil des Eingespritzten wieder herg1bt, kann man auch die Dosen viel scharfer bestimmen, als bei der lnhalationsmethode. Soll endlich die Anasthesie lang fortdauern, so kann auch dieses am besten auf diesem Wege erreicht werden. Eine Einwendung konnte man machen , man babe die Wirkung des Mittels nicht so , in der Hand" , wie bei der Inhalation. Diese Einwendung ist bloss scheinbar. Kommen denn nicht in der Mehrzahl der Vergiftungsfalle die lethal en Symptome so schnell und unerwartet, dass es meist .zu spat ist, wcnn man mit dem Einatbmenlassen aufhort. Was die Details der Einzel versucbe betrifft, so verweise ieh auf die Dissertation Dr. G a 11 's , welcher ausserdem eine .Anzabl von graphischen Darstellungen beigegeben ist.

3. Versuche iiher die Rhythmik der Athmungsbewegungen von Thieren. Dr. Liebmann stellte im hiesigen physiologischen Institut cine Reihe von Versuchen an iiber den Modus der Athembcwcgungen an Kaninchen und Hunden. Es wur& die Methode des Selbstregistrirens gewahlt und zwar diente zu den Vcrsuchen an Hundcn, welchc verhaltnissmassig selten athmen, also breite Athemcurven auf das Kymographion verzeichnen, dicselbe einfache und ganz sichere Vorriehtung, welche ich in Verbindung mit stud. G. Ludwig beniitzt babe zur grapbischeu Darstellung der Respirationsbewegungen des Menschen (Arcbiv, · 1855, Heft 2). Fiir die sehr frequent athmenden, also nur schmale Athemcurven liefernden Ka.ninchen dicnte zum Aufschreiben der Athcmbewegungen der Sphygmograph und es wurde cine atmlichc Technik angcwandt wie bei der graphiscben Darstellung des mcnschlichen Pulses. In Folgendem gebe ich cinige Notizcn als Auszug aus der Dissertation Dr. Lie bmann's, welcher ein Material von mehr als 800 fleissig ausgemcssenen . Athemcurveu zur Grundlagc dient. Ich bemerke sogleicb, dass die am Menschen gewonnenen Resultate , oft sogar in autrallender Weise bis in das kleinste Detail, durch die

Von K. Vierordt.

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am Thier von Liebmann gemachten Beobachtungen ihre Bestatigung erhielten. Thiere eignen sich zu diesen Versuchen sebr gut; sie lassen sicb ohne irgend dabei belastigt zu werden ganz sicher fixircn und atbmen vie! ungenirter als manche Menschen , bei denen der Einfiuss der Aufmerksamkeit storend werden kann auf den gewohnlichen, unbefangenen Gang der Athembewegungen. Ich darf bei diesem Anlass den Wunsch .aussprechen, dass diese Technik auch zu Untersuchungen iiber die bis jetzt so gut wie gar nicht gekannte Rbytbmik der Respirationsbewegungen kranker Indi viduen verwendet werden moge. 1) Nor male A the mb ew egung en. . Auf die bekannte und mit anderweitigen Hiilfsmitteln gut bestimmbaren Frequenzverhaltnisse wurde keine besondere Riicksicht genommen. Die Dauern der Athemziige (Inspiration plus Exspiration, plus etwaiger Exspirationspause) variiren in demselben Versuche annahernd wie beim Menscben . . Wird die Zeit des kiirzesten Athemzuges = 100 gesetzt, so dauert der langste Athemzug im Endmittel beim Hunde 178, beim Kaninchen 217, beim Menschen 209. Die Zeiten der Inspirationen desselben Versuches variiren -mehr als die Zeiten der Gesamnitathemz'iige. Die kiirzeste Inspiration = 100, so ist die langste beim Hun de 217, beim Kaninchen 219. Auch hierin liegt eine Bestatigung der am Menschen gemachten Erfahrungen. Die Dauern der Exspirationen variircn beim Hunde zwischen 100 : 228, cine Proportion, die der am Menschen geIundenen fast gleich ist. Die mittlere Celcritat dcr Athemziige, d. h. das V erhaltniss der Inspirationszcit zur Exspirationszeit (Exspiration plus etwaiger Exspirationspause) schwankt beim Menschen zwischen 140 und 240 (wenn man die mittlere Zeit der Inspirationeu = 1q0 annimmt). Das mittlere Celeritatsverhaltniss war bei einem Runde 148, · bei einem zweiten = 133, bei einem Kanincben 126. Je frequenter ein Thier athmet, desto mehr nimmt die Inspi!·ationszcit auf Kosten der Exspiration zu. Desshalb ist die Respiratio tarda (relativ lange Inspirationsdauer) charakteristisch fUr das Kaninchcn gcgeni.iber dem Hunde. Auch

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\"<>urombildnn~r und

NPr'I"Pnhypcrtrophic. Von Dr. F. Filhrer.

von knotig warziger Elephantiasis oder Lepra. Sie scheinen vorzugsweise oder allein von Gefasspapillen auszugehen. Billroth bat neuerdings (Virchow's Archiv 2. und 3. 1855) aus einem sehr schmerzhaften Scirrhus Mammae die Umwandlung der Nervenrohrchen in Bindegewebsfibrillen beschrieben. Ich babe nun zwar wcder aus der Beschreibung noch aus der Abbildung nach einem angesauerten Praparat mich von der Richtigkcit iiberzeugen konnen, denn die Nervenhlille zumal aus einander gcsprcngter und im Bindegcwebe verlaufender Fasern ist oft stark kernhaltig und junge Nervenrohrchen haben keinc deutliche Markscheide. Doch muss man die Moglichkeit zugestehen, und in diesem Faile mochte auch bei den gewohnlichcn fibroscn Neuromen sich die bindegewebige Zerfaserung dcr Nerven selbst an der Geschwulstbildung betbeiligen.

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XIII.

Physi ologische Mittheilungen.

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Von

K. Vterordt.

1. Die Wahrnehmung des Blutlaufes in der Netzhaut des eigenen Auges .



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Die Bewegung der Blutkorperchen in den Netzhautgefassen kommt ungemein haufig zur W ahrnehmung, jedoch nur ganz bruchstiickweise, vorlibergehend und hochst ·tmdeutlich und meistens verbunden mit vie! auffallenderen Nebenerscheinungen, welche ein auch nur einigermassen genaueres Erfasscn des Gegenstandes ver_h indern. Jeder Mensch, wenn er darauf achtet, muss diese Erfahrung vielfach machen. ,Einen allgemeinen Ausdruck der Blutbewegung sieht man," sagt sehr richtig J. Mlille r (Physiol. II.), ,bei vielen Gelegenheiten; besonders beim Betrachten hell, abcr keineswegs blendend crleuchteter Flachen, z. B. beim Betrp.chten des Himmels oder bcim llingeren unverwandten Ansehen einer FHiche von Schnee oder Papier. Die Erscheinung besteht ·in einem undcutlichcn Wirrwarr, in einem Durcheinanderfahren, Voriibcrfahrcn, Springen von Punkten, oder in eiDer imregelmiissigen Bewegung wie von Damp fen. Die Erscheinung ist so unbestimmt, dass sich die Richtung der Bewegung nicht angeben liisst." Dass Fragmente der' Erscheinung bei Affectionen des inneren Auges haufig sind, ist eine bekannte Thatsache. Sauvage s hat wohl zuerst die Erscbeinung kurz angedeutet. Er sagt (Nosol. method. Amstcrd. 17 6 3. Tom 8.

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fast sogleich in dcr Mehrzahl dcr Faile im dunklen oder halb- dunklcn (wenn im sonst hellen Zimmer beobachtet wird) Scbat- tenfeld , den ganz sch wachen ...

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