WINGS FOR SCIENCE
25. Mai 2012 15:09; Akt: 25.05.2012 18:09
LUXEMBURG Ein junges Paar fliegt einmal rund um den Globus und stellt sich dabei in den Dienst der Wissenschaft und der Bildung. Sie starten Mitte Juni am Findel. 0 Kommentare 0 Empfehlen
Adrien Normier und Clémentine Bacri wollen sich einen Traum erfüllen: In wenigen Tagen starten sie im Rahmen ihres Projekts «Wings for Science» zu einem Flug rund um den Globus. Das Besondere an der Weltumrundung ist, dass sie sich während ihres Flugs in den Dienst der Wissenschaft und Erziehung stellen.
Adrien ist 30 Jahre alt und arbeitet als Berufspilot für Air France. Seine Lebensgefährtin Clementine (27) ist Anwältin und arbeitet in Luxemburg. Die beiden jungen Hobbyflieger werden Mitte Juni in einem Ultraleichtflugzeug von Luxemburg aus starten und auf über einem Dutzend Etappen Luftaufnahmen für wissenschaftliche Zwecke sammeln. Im Juni 2013 wollen sie rechtzeitig zum «Salon de l'Aéronautique» in Paris zurück sein.
PublikumsEvent Der offizielle Startschuss des Projekts findet am kommenden Freitag, dem 1. Juni statt, dem Tag der offenen Tür des Sportfliegervereins «Aero Sport». Neben «Wings for Science» werden eine Reihe weiterer interessanter Projekte vorgestellt, der Zutritt ist für alle zwischen 10 und 20 Uhr kostenlos. Mehr Informationen sind auf der Website des AeroSport zu finden.
Spritsparend um die Welt «Als Linienpilot sieht man viel von der Erde und ihrer Schönheit. Vielleicht habe ich dadurch eine besondere Sensibilität für die Veränderungen unserer Umwelt und die Unterschiede zwischen verschiedenen Lebensräumen», beschreibt Adrien die Motivation hinter dem besonderen Ansatz ihres Abenteuers. Die Wahl ihres Flugzeugs bestätigt das Umweltbewusstsein des jungen Paars: Die ultraleichte Maschine vom Typ Pipistrel Virus verbraucht mit ihren knapp 470 Kilo Startgewicht bei voller Beladung um die zehn Liter Sprit in der Stunde. «Ich mache mir im Cockpit meiner Airbus, die pro Flug an die 35 Tonnen Treibstoff verbraucht, natürlich schon Gedanken über Energieeffizienz», kommentiert Adrien lächelnd den ökolgischen Aspekt des Projekts. Die kleine Maschine bietet kaum genug Platz für die beiden Piloten und ihre Ausrüstung: Hinter dem Sitz gibt es einen Stauraum für das Gepäck, die Notausrüstung samt aufblasbaren Schlauchbooten ist im Sitzkissen untergebracht. «Man kann sagen, dass wir mit Handgepäck um die Welt fliegen», scherzt der junge Pilot. Das MiniFlugzeug bietet jedoch einen weiteren Vorteil, der für die Mission der beiden eine Schlüsselrolle spielt: eine extrem langsame Minimalgeschwindigkeit um die 90 Stundenkilometer, die das Aufnehmen von Luftbildern begünstigt. Die Bilddaten werden vorrangig für Forschungs und Bildungsprojekte mit ökologischem Charakter gesammelt. Die beiden wollen zudem regelmäßig Berichte, Fotos und Videos auf ihrer FacebookSeite veröffentlichen, die unter anderem von Schulklassen verfolgt wird. Vulkane, Wale und Korallenriffe Forschungseinrichtungen und Bildungsinstitutionen aus aller Welt arbeiten mit dem jungen Team zusammen. Zu den Forschungsobjekten, die sie mit Spezialkameras erfassen werden, zählen Vulkane in Island und der Ägäis, die Walpopulation des SanktLorenzGolfes in Kanada, der Regenwald in Französisch Guayana, die antiken Ruinen von Caràl, Korallenriffe vor der australischen Küste oder das Flussdelta des Mekong in Laos und Vietnam. In Luxemburg, wo die beiden einen Teil der nötigen finanziellen Unterstützung für ihr Projekt beim nationalen Forschungsfonds FNR gefunden haben, haben die beiden Flieger bereits mit der Arbeit begonnen: Derzeit machen sie tausende von Luftaufnahmen der Stadt Luxemburg und des Kirchbergs, die Geoforscher der Universität Luxemburg nutzen werden, um ein 3DModell der Stadt zu erstellen. Dieses kann später für Forschungsarbeiten in der Stadtplanung und im Energiebereich genutzt werden und soll am Ende via Google Earth der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Daten stellen die beiden allen ihren Partnern kostenlos zur Verfügung, wobei sie einen Großteil ihres Abenteuers selbst finanzieren: «Ein Drittel kommt von Sponsoren oder Partnern, den Rest finanzieren wir über Kredite. Im Endeffekt gehen unsere gesamten Ersparnisse drauf», so Adrien, der dieses Thema gelassen sieht: «Andere junge Paare kaufen sich eine Eigentumswohnung, wir haben uns eben für das Abenteuer unseres Lebens entschieden.» (Michel Thiel/L'essentiel Online)